Ein attraktiver Deal. Proofpoint gewinnt nicht nur M365-Know-how und eine starke Präsenz diesseits des Atlantiks, sondern darüber hinaus ein Netzwerk aus mehr als 12‘000 Channel-Partnern und 125‘000 KMU-Kunden. Auf einen Schlag ebnet sich der bisher vor allem auf Grossunternehmen spezialisierte Anbieter somit den Weg in den europäischen Mittelstand. Aber Grund zur Euphorie? Zumindest nicht für «Security Made in Europe». Immerhin hatte Hornetsecurity noch in den vergangenen Jahren durch mehrere Zukäufe Hoffnungen auf einen starken europäischen Player geweckt, auf ein Gegengewicht zum überpräsenten US-amerikanischen Wettbewerb. Dieser Traum ist jetzt geplatzt. Trotz Beteuerungen zu Kontinuität bei Strukturen und Management: die Entscheidungen zur Zukunft von Hornetsecurity werden ab sofort in Kalifornien gefällt.
Und mal ganz davon abgesehen, dass jetzt auch die Hornetsecurty-Partner gefordert sind, da ein Eigentümerwechsel (vor allem über Ländergrenzen hinweg) immer Klärungsbedarf zu Datenhoheit, Versorgungssicherheit und Datenschutzkonformität mit sich bringt: Der Zeitpunkt der Akquisitionsnachricht kommt alles andere als gelegen. Sie reiht sich in die Diskussion um transatlantische Zollstreitigkeiten, IT-Services als mögliche Verhandlungsmasse und lauter werdende Rufe nach einer souveränen europäischen IT-Infrastruktur (mehr lesen Sie ab Seite 12). Dass die Ausflaggung auch noch den kritischen Security-Bereich betrifft: bestenfalls ungünstig. «Gerade jetzt, wo Europa dringend seine technologische Unabhängigkeit stärken muss, handeln europäische Unternehmen fahrlässig, kritische Infrastruktur in die Hände von Anbietern zu legen, die einer immer unberechenbareren US-Politik unterworfen sind», kritisiert unter anderem Retarus-CEO Martin Hager in einem Statement zur Hornetsecurity-Übernahme.
Zwar gibt es weiterhin rein europäische Cybersecurity-Hersteller – Bitdefender, Eset, G Data oder auch Securepoint. Für die Bemühungen, mehr europäische IT-Souveränität zu erlangen, ist der Verkauf des vor allem in der MSP-Community beliebten Anbieters Hornetsecurity aber dennoch ein Rückschlag.
Stefan Adelmann, Redaktor, sadelmann@swissitmedia.ch
